1998 gründeten Sigrid und Ebbo Christ in Schorndorf die erste Grillschule Baden-Württembergs. Einen passenderen Ort hätten sie sich für ihre Grillworld gar nicht aussuchen können, bedeutet „Schorn“ im Ursprung doch Feuerstelle.
Mittlerweile betreiben die beiden zusammen mit ihrer Tochter Lea zwei Grillfachhandelsgeschäfte und haben die Grillszene in Deutschland durch die Tätigkeit in der German Barbecue Association maßgeblich geprägt.
Zusammen mit den Grillprofis Lea und Ebbo haben wir die Feuerstellen angeschmissen und dabei auch ein paar heiße Grill-Tipps ergattert.
Es gibt nichts,
was man nicht
grillen kann!
Lea Christ
Bepackt mit Älbler Steinofenbroten, Focaccias, Bauernbaguettes, Maurer Knackis und Brezeln kommen wir in Schorndorf an. Wir gehen an unendlich vielen Grills und Zubehör vorbei und dann begrüßen uns Lea und Ebbo Christ im Bereich der Grillschule. Ein geräumiger, rustikaler Raum mit einer großen, modernen Küchentheke. Also mehr als genug Platz für all die Gerichte, die wir heute zaubern werden. Ein Grill ist bereits an, denn das perfekte Vorheizen ist schon die halbe Miete für das Grillgut. Bei Gas- oder Elektrogrills reichen schon 10 Minuten zum Vorheizen aus. Holzkohle benötigt mindestens 45 Minuten, damit die Kohlen genügend Zeit zum Durchglühen bekommen. Auf die vielgestellte und meist kontrovers diskutierte Frage, mit welchem Grill nun was besser schmeckt, antwortet Ebbo Christ mit einem Lächeln:
„Richtig gut Grillen hängt nicht von der Art des Grills ab. Die unterschiedlichen Verfahren haben lediglich andere Eigenschaften und bedürfen eines anderen Umgangs – wie zum Beispiel die unterschiedlichen Vorheizzeiten.“
DAS FLEISCH ERST NACH
DEM GRILLEN WÜRZEN
PFEFFER ODER KRÄUTER!
VERBRENNEN SONST
Heisser Tipp #1 von Ebbo Christ
Wir starten mit dem ersten Gericht: Einem Roastbeef-Älbler-Sandwich. Das Fleisch hat Lea am Vormittag mit etwas Rapsöl und einer Gewürzmischung mariniert und bereits anderthalb Stunden vor unserer Ankunft in den Pelletsmoker gelegt. Bei 160 °C hatte es ausreichend Zeit, sich in aller Ruhe der perfekten Kerntemperatur zu nähern. Wichtig beim Garen: Der Grill darf nicht zu heiß sein, da das Fleisch sonst verbrennt und trocken wird. Wenn das Fleisch im Kern 56 °C erreicht, ist es perfekt. Lea nutzt dazu einen Kerntemperatur-Fühler. „Das ist die einfachste und beste Methode, Fleisch zu grillen. Wenn man die Kerntemperatur misst, kann nichts schiefgehen und das Fleisch wird immer perfekt. Es gibt mittlerweile sogar Smoker, die sich, sobald das Fleisch die korrekte Kerntemperatur erreicht hat, automatisch ausschalten und auf Warmhalte Modus stellen. Aber mit dem Fühler geht es mindestens genauso gut.“ Sie holt das Roastbeef aus dem Smoker und schneidet es an. Es ist saftig und rosa. Genau so, wie es sein soll. Röstaromen hat es keine, denn die entstehen erst ab einer Temperatur von 250 bis 300 °C. Wer welche haben möchte, kann es nach dem Smoken nochmals kurz von beiden Seiten auf dem Grill heiß anbraten.
R O A S T B E E F — Ä L B L E R — S A N D W I C H
Scheibe Älbler
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Wasabi-Mayo
120 g Mayonnaise, 2 TL Wasabi-Paste
und 1 TL Sojasauce vermischen
*
Roastbeef
Roastbeef mit Rapsöl und einer
Gewürzmischung marinieren,
für 1,5 Stunden bei 160 °C smoken,
in schmale Streifen schneiden
*
Tomate
*
Rucola
Profi-Tipp: Wer keinen Smoker besitzt, kann den Rauch auch mit einem normalen Grill erzeugen. Wichtig ist, dass sich dieser dicht verschließen lässt. Zum Räuchern Smoking Chips (kleine Holz-Chips) verwenden. Die Chips zunächst wässern, in eine Räucherbox (Edelstahlbox mit Löchern) geben oder in Alufolie mit Löchern einwickeln und mit auf den Rost legen. Nach ca. 15 Minuten entwickelt sich so ein aromatischer Rauch.
Mit dieser Methode kann übrigens auch bei Elektro oder Gasgrills das klassische rauchige Aroma eines Holzkohlegrills erzeugt werden. Das frische Holz gibt die ätherischen Öle ab, wodurch das Fleisch das besondere Aroma erhält.
Beim Fleischgrillen kommt es im ersten Schritt aufdie Wahl des richtigen Fleisches an. Frisches und qualitativ hochwertiges Fleisch, das gut marmoriert ist, sorgt für Saftigkeit und einen guten Geschmack.
„Ich hole mir vom regionalen Metzger ein Stück Hochgenuss. Das ist zwar etwas teurer, dafür ist mein Fleischkonsum deutlich gesunken. Und am besten isst man Fleisch aus der Region. Wir müssen uns in keinster Weise vor argentinischem oder australischem Fleisch verstecken – ganz im Gegenteil!“ sagt Ebbo Christ.
Fleisch sollte Raumtemperatur haben bevor es gegrillt wird, damit es gleichmäßig gart. Es kann mit etwas Öl und einer Gewürzmischung mariniert werden. Gut geeignet sind Raps- oder Sonnenblumenöl, weil sie temperaturbeständig sind und kaum Eigengeschmack haben.
DEN LACHS AUF DEN
ROST LEGEN UND LEICHT
HIN- UND HER BEWEGEN
DANN STOCKT DAS
EIWEISS UND DER FISCH
KLEBT NICHT FEST
Heisser Tipp #2 von Ebbo Christ
Ebbo Christ zeigt uns als nächstes, wie man Fisch richtig zubereitet. Er empfiehlt Lachs, denn der ist extrem einfach zu grillen. Da er ein großes Stück verwendet, schneidet er es zunächst in ca. 5 cm breite Streifen, ohne dabei die Haut zu durchtrennen. Er steckt Limettenscheiben zwischen die einzelnen Stücke. Das verhindert, dass das Eiweiß die Stücke wieder miteinander verbindet und sorgt zusätzlich noch für einen frischen Geschmack. Da der Lachs bei niedrigen Temperaturen gegrillt wird, können Kräuter und Gewürze schon von Anfang an mit drauf. Wir grillen den Fisch auf einem Gasgrill bei 160 °C auf einem Zedernholzbrett.
Profi-Tipp: Zedernholzplanken erlauben das Grillen und Heißräuchern von Fisch- und Fleischstücken auf dem Gasgrill. Das sorgt nochmal für zusätzlichen Geschmack und verhindert, dass der Fisch am Grill festklebt. Der Lachs ist nach 15 bis 20 Minuten fertig. Man erkennt es daran, dass das Eiweiß am Rand milchig trüb austritt. Zum Fisch servieren wir unseren Brezel-Salat.
Beim Gasgrill immer nur ein Viertel aufdrehen – das ist sicherer und vollkommen ausreichend!
Heisser Tipp #3 von Ebbo Christ
B R E Z E L — S A L A T
6 Brezeln (auch vom Vortag)
In feine Würfel schneiden, mit Olivenöl
und Kräutern auf dem Grill rösten
*
1 Gurke, in Würfel geschnitten
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250 g Cocktailtomaten
*
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
*
3 EL Ölivenöl
*
Salz, Pfeffer, frische Kräuter
z.B. Basilikum, Rosmarin, Thymian
*
Für 2 Stunden ziehen lassen
Weiter mit der Tomaten-Blaubeer-Bruschetta. Den Belag aus geviertelten Tomaten, fein gehacktem Knoblauch, Olivenöl, Blaubeeren, Salz und Pfeffer hat Lea bereits vorbereitet. Denn die Masse muss unbedingt 2 Stunden im Kühlschrank ziehen, damit sie ihr volles Aroma entfalten kann. Für das Bruschetta nutzen wir die Plancha (spanisch für heißes Eisen). Sie ist eine glatte Grillplatte, die ursprünglich aus Spanien stammt. Die Hitze wird auf der eisernen Platte optimal gespeichert und gleichmäßig verteilt, wodurch das Grillgut schonend und schnell gegart wird. Planchas eignen sich ideal für Gemüse, Scampis oder auch süße Speisen. Aber auch Fleisch und Fisch können auf der Plancha gegrillt werden. Der Vorteil: Durch die hohe Hitze geht die Feuchtigkeit direkt in Dampf über. Das gibt einen intensiven Geschmack und es muss kein Öl verwendet werden. Die Gerichte gelingen auf einer Plancha immer und sind sehr schnell fertig. Auch Pfannkuchen oder, wie in unserem Fall, Burger können zubereitet werden. Nach dem Grillen einfach die Plancha mit etwas Wasser abspülen.
Wer keine Plancha zu Hause hat, kann auch eine Platte oder Schale auf den Grill legen. Wir bestreichen die Ciabatta-Scheiben mit ein paar Tropfen Olivenöl und legen sie zum Rösten auf den Gasgrill. Die Tomaten Blaubeer-Mischung kommt auf die Plancha. Durch die hohen Temperaturen sind Brot und Belag nach nur zwei bis drei Minuten fertig. Die Tomatenmasse mit Kräutern und Rucola abschmecken, auf dem Brot gleichmäßig verteilen und mit Parmesan oder Mozzarella dekorieren – fertig!
T O M A T E — B L A U B E E R — B R U S C H E T T A
4 Scheiben Ciabatta Grande
Mit etwas Olivenöl und Kräutern
auf dem Grill rösten
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250 g Kirschtomaten, geviertelt
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100 g Blaubeeren
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2 Knoblauchzehen, fein gehackt
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2 EL Ölivenöl
Tomaten, Blaubeeren, Knoblauch und
Olivenöl mit Salz und Pfeffer mischen und für
2 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen.
Anschließend auf der Plancha vorsichtig grillen.
*
Rucola
Zum Schluss bereiten wir noch ein paar Maurer-Knacki-Burger zu. Diese gehen schnell, gelingen immer und können auch spontan zubereitet werden.
Auch für Burger eignet sich jeder Grill. Wir nutzen zum Grillen der Patties die Plancha. Damit der Käse schmilzt, legen wir ihn für eine Minute mit auf das Patty. Das backfrische Maurer Knacki belegen wir mit Salat, zwei Scheiben Tomate und etwas Grillsauce. Der Fantasie sind beim Burger keine Grenzen gesetzt: Ob mit Avocado, Spiegelei oder auch einem vegetarischen Patty aus beispielsweise schwarzen Bohnen oder Linsen. Burger gehen – und gelingen – einfach immer.
M A U R E R — K N A C K I — B U R G E R
Maurer Knacki
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Salat
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Burger Patty
500 g Rinderhack,
Salz, Pfeffer, 1 Zwiebel gehackt
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1 Scheibe Appenzeller Käse
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Tomate
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Burger-Sauce
Unser Bauernbaguette kann man auch auf dem Grill daheim fertigbacken: Bei ca. 250 °C auf den Backstein!
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