
Bäckermeister Tobias Maurer mit Paralympics-Bronzegewinner Niko Kappel
Zum »Ofengespräch« lädt Tobias Maurer künftig Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Region zu sich auf die Ofenbank ein. Den Start macht Niko Kappel, kleinwüchsiger Kugelstoß-Athlet aus Welzheim und Gewinner der Bronzemedaille bei den Paralympics in Tokio.
TM: Guten Morgen Niko und herzlich willkommen zum Auftakt der Ofengespräche hier in der Backstube in der Linsenhalde. Die Bank ist sogar noch warm – sind vorhin noch Älbler im Ofen gebacken worden.
NK: Toll, dass ich den Start zu deinen Ofengesprächen mit dir machen darf.
TM: Du bist ja unser Größter – das war also klar. Diese Serie soll vor allem Denkanstöße geben. Ich bin mir sicher, dass sich von Sportlern wie dir viele Unternehmen und Unternehmer etwas abschauen können.
NK: Ich lerne ja auch selbst laufend dazu. Gerade in der vergangenen Saison. Vor allem habe ich gelernt, besser auf meinen Körper zu hören. Denn dass ich in Tokio „nur“ Dritter wurde, lag nämlich nicht an meinem Körper an sich, sondern daran, dass ich nicht auf ihn gehört habe. Die großen Verletzungen sieht jeder. Und die kleinen übersieht man. Dabei sind es die kleinen Wehwehchen, mit denen sich unser Körper mitteilt. Auf diese Signale nicht zu hören, war mein Fehler.
TM: Ja, Niko, alle großen Probleme fangen in der Regel mit Nichtigkeiten an. Am Anfang sind sie kaum wahrnehmbar. Mit der Zeit können sie jedoch zu richtig großen Problemen heranwachsen, die wir dann nur unter Mühen und Schmerzen wieder in den Griff bekommen müssen, damit es wieder rund läuft. Diese Signale zu erkennen, auf sie zu hören und die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist auch unsere tägliche Aufgabe. Ich behaupte, sie gehört zu den schwierigsten Führungsthemen überhaupt!
NK: Bei mir war es im Dezember 2020 erst ein leichtes Ziehen – „halb so wild“. Das Ende vom Lied war, dass ich irgendwann gar nicht mehr trainieren konnte.
TM: Ich kann mich noch gut daran erinnern, Tokio stand vor der Tür und du hast nur noch im Stand, wenn überhaupt, trainieren können. Ich hatte befürchtet, dass die Paralympics für dich ausfallen.
NK: Zum Glück hab ich mich durchgebissen und meine Trainer rund um Peter Salzer haben mich noch rechtzeitig hinbekommen. Zu meinem großen Glück hatten beim Wettkampf einige Athleten nicht ihren besten Tag. So konnte ich noch Dritter werden. Aber mit meiner Leistung war das eher Glück im Unglück. Natürlich freue ich mich, dass ich die Bronzemedaille in Händen halten darf. Boris Becker hat mal in der Werbung gesagt, er habe aus seinen Rückschlägen oft mehr gelernt als aus seinen Erfolgen. Bronze in Tokio ist nun kein Rückschlag für mich, ein Denkzettel aber schon. Und auf dem wird für mich immer stehen: Achte auf die Signale deines Körpers und sei so klug, jedes noch so kleine Problemchen ernst zu nehmen.
TM: Niko, es war mir wieder mal eine große Freude, mich mit dir zu unterhalten. Glückwunsch zur Bronzemedaille. Ich bin sehr gespannt, was passiert, wenn wir alle ein bisschen genauer hinhören – auch dank dir!
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