Rote Wurst mit Senf und Brot

Eine Rote für Zwei

Wie die Geschichte vom Bäcker Maurer vor 88 Jahren in Winnen­den begann.

Erzählt von Tobias Maurer,
Inha­ber in der Drit­ten Gene­ra­tion

Als meine Oma Anna noch lebte, erzählte sie mir oft von den Anfän­gen vom Bäcker Maurer. Wie alles begann, wie alles wurde und auf was man aufpas­sen muss, damit es auch was wird.

Gebo­ren war meine Oma in Pfron­dorf, kurz vor Tübin­gen, rechts oben am Berg. Ihr Mann, mein Opa Gott­lob, war Sohn eines Bäckers aus Holz­ger­lin­gen.

Bevor Anna und Gott­lob am 1. Juli 1931 in Winnen­den ihre eigene Bäcke­rei eröff­ne­ten, hatte ein Bäcker Knodel dort in der Schorn­dor­fer Straße 29 nach nur drei Jahren seine Bäcke­rei schlie­ßen müssen. Er hatte die leid­volle Erfah­rung gemacht, dass man mit Bröt­chen und Brezeln allen­falls genü­gend Geld verdie­nen konnte, um die Pacht zu bezah­len. Zum Leben und zum Groß­zie­hen der Kinder war aber kaum etwas übrig geblie­ben. Dass das Haus mit der Bäcke­rei so ziem­lich das letzte am Stadt­rand von Winnen­den war, hatte das Ganze noch erschwert.

Mit der Erfah­rung, dass es mit Brod, Bredla und Brezla alleine nicht zu schaf­fen war, beschlos­sen Anna und Gott­lob, auch Waren wie Kaffee, Tee, Milch, Käse, Salz, Zucker, Gewürze und sons­tige Lebens­mit­tel ins Sorti­ment aufzu­neh­men. Viele Produkte, die einst aus den Kolo­nien der ganzen Welt stamm­ten.

Daher war der erste Bäcker Maurer auch ein Lebens­mit­tel- und Kolo­ni­al­wa­ren­la­den. Heute würde man sagen: ein typi­scher Tante-Emma-Laden*.

Altes Foto von Gottlob Maurer

Firmen­grün­der Gott­lob Maurer mit Toch­ter Hedwig

Bevor­zugt an Markt­ta­gen ging meine Oma mit ihrem Grädda, einem großen, gefloch­te­nen Einkaufs­korb, in die Stadt, um ihre Waren dort zu verkau­fen. Ihr Ziel war es immer, mit ofen­war­men Brezeln in der Stadt anzu­kom­men.

Als Neig­schmeckte hatte sie es anfangs beson­ders schwer. Sie erzählte oft davon, wie ihr das „Ach Mädle, des wird nix.“ der Ur-Winnen­der fast den ganzen Mut nahm. Bis zu einem Tag vor 87 Jahren – ich meine, es war der Grün­don­ners­tag. An diesem Abend hatten Anna und Gott­lob sage und schreibe 28 Mark in der Kasse.

Zur Feier des Tages leis­te­ten sich die beiden eine Rote Wurst. Nicht eine für jeden. Nein: eine Rote für zwei!

Natür­lich waren das andere Zeiten. Aber viele Erfah­run­gen meiner Groß­el­tern beglei­ten mich bis heute. Auf der Suche nach geeig­ne­ten Stand­or­ten für unsere Bäcke­reien und Bäcke­rei-Cafés, beher­zi­gen wir stets Omas Worte: „Tobias, denk immer daran, du musst erst mal zu den Kunden kommen, dann kommen die Kunden auch zu dir.“ Auch viele andere Ratschläge von Oma und Opa waren für mich in der Vergan­gen­heit sehr prägend und hilf­reich.

Mit einem stol­zen Blick auf 88 Jahre Maurer sage ich heute ganz „Ofen und ehrlich“: Danke an alle, die an dieser Geschichte mitg’schafft haben und ohne die es den Bäcker Maurer heute nicht gäbe.

Ein ganz beson­ders lieber Dank geht an meine Mutter Anne Maurer, die mir in der Vorbe­rei­tung auf diesen Rück­blick gehol­fen hat. Und danke auch an meine Tante Mari­anne, die mich an die eine oder andere Anek­dote erin­nert hat. Sie hat ihr gesam­tes Arbeits­le­ben beim und für den Bäcker Maurer in der Schorn­dor­fer Straße verbracht.

*SCHLAURER MIT MAURER!

Tante-Emma-Laden ist eine in Deutsch­land und der Schweiz gebräuch­li­che umgangs­sprach­li­che Bezeich­nung für ein klei­nes Einzel­han­dels­ge­schäft, das Lebens­mit­tel und weitere Arti­kel des tägli­chen Bedarfs anbie­tet. Bezeich­nend ist, dass der Laden oft so klein ist, dass nur eine Person, häufig die Laden­be­sit­ze­rin persön­lich – eben die „Tante Emma“ –, dort arbei­tet.

Quelle: Wiki­pe­dia

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