Ich reiche mit meinen Kohlen noch 3 Tage und wenn ich morgen oder übermorgen nicht eine Holzzuteilung erhalte, so backe ich noch 2 Tage einen Brotvorrat für die Paulinenpflege mit deren Kohlen und dann wird sich zeigen, ob geschlossen werden muss oder nicht, …
Heute, bald 80 Jahre später, ist Backstubenleiter Michael Treiber auf dem Weg rüber zum Berufsbildungswerk der Paulinenpflege in Winnenden. Der Weg ist nicht weit, die Paulinenpflege liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Linsenhalde, dem Maurer Firmensitz.
Michael Treiber betritt die Anlage – neben den großen funktionalen Gebäuden wie den Schulgebäuden, mit Werkstätten, Klassenzimmern, Aufenthaltsbereichen und der neuen großen Mensa gibt es auch eine großzügige Parkanlage mit Sportplätzen und Sitzflächen zum Wohlfühlen. Hinter dem Park befinden sich mehrere Wohngebäude – die Internate. Denn die Schüler kommen aus ganz Deutschland.
Das Besondere dabei: Die Zentralküche ist Teil des Ausbildungsprogramms für hör- und sprachbehinderte Jugendliche, Autisten und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen. Angeboten wird ein komplettes Schulsystem, von Haupt- und Realschule, über verschiedene Berufskollegs bis hin zum Gymnasium. Im Berufsbildungswerk werden 30 Ausbildungsberufe für 300 Auszubildende angeboten.
Der Anspruch dabei: Das gleiche Spektrum an Bildung anzubieten, wie für Jugendliche ohne Handicap. Das ist eine Herausforderung, denn die Lehrinhalte müssen auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler angepasst werden. „Wenn jemand nicht oder nur schlecht hört, kann fast nur über das Auge gearbeitet werden. Wir haben angepasste Unterrichtsmaterialien mit klaren Strukturen und visuellen Modellen, um komplexe Sachverhalte einfacher erklären zu können. Das ist ein System, das in über 200 Jahren bei uns entwickelt wurde“, sagt Marco Kelch. Um auf jeden Einzelnen eingehen zu können, betreut jeder Lehrer nur sechs Schüler.
„Beim Kochen
trainiert man
Teamarbeit!“
Armin Mössinger
Leiter der Produktionsküche
Weiter geht es zur großen Zentralküche. Auf dem Weg dorthin sieht man bereits zwei Auszubildende in weißen Kochjacken und mit hohen, weißen Kochmützen. Über eine große Tür geht es in die Küche. Es herrscht reges Treiben, denn die Vorbereitungen für das Mittagessen laufen. Man muss einigen Wägen ausweichen und im Kochbereich hört man Töpfe klappern. Die Küche besteht aus mehreren Neben- und Kühlräumen, einem großen zentralen Kochbereich, in dem die täglichen Speisen zubereitet werden sowie einem hinteren Küchenbereich, der Ausbildungsküche.
Hier arbeiten jeden Tag sechs Köche und fünf bis sechs Auszubildende. Insgesamt gibt es 15 Azubis zum/zur „Fachpraktiker/in Küche“ in drei Jahrgängen. Die Ausbildung ist in Wochenblöcken organisiert mit normalem Küchenbetrieb, einer Ausbildungsküche und Schulunterricht. Auf jeden Ausbilder kommen so ein bis zwei Azubis, sodass sie in einem geschützten Rahmen alles lernen können, was sie für ihren späteren Beruf benötigen.
Neben dem fachlichen Lehrstoff lernen die Schüler auch soziale und Schlüsselkompetenzen wie Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Ordnung oder Sauberkeit. „Unsere Azubis können nachher was, aber es kann schon auch eine Umstellung für einen Betrieb sein, mit einem hörbehinderten Menschen zusammenzuarbeiten. Da ist es wichtig, dass die Schlüsselqualifikationen von Anfang an vermittelt werden“, so Frank Gutt, Leiter der Zentral- und Ausbildungsküche.
Einmal pro Woche gibt es technischen Unterricht, in dem abseits des Trubels des normalen Küchenbetriebs praktisches Fachwissen vermittelt wird. Zum Beispiel, wie man Kroketten selber macht oder mit welchen Schnitttechniken Kartoffeln und Gemüse verarbeitet werden können. 1.200 Essen werden in der Zentralküche jeden Tag zubereitet. 600 für die Schüler, Lehrer und Auszubildenden, die in der großen, neu gebauten Mensa Platz finden. 600 für die ca. 25 Außenstellen der Paulinenpflege, die jeden Tag mit Mittagessen beliefert werden.
„Das ist echte
Kameradschaft!“
Michael Treiber
Backstubenleiter
Wie in der Backstube wird auch in der Küche mit Lebensmitteln gearbeitet. Die kann man nicht liegen lassen und morgen weiter daran arbeiten. Es muss alles verarbeitet und pünktlich fertiggestellt werden.
„Wenn die Gerichte nicht rechtzeitig fertig sind, kannst du es gleich bleiben lassen. Das ist auch die Verantwortung, die jeder Einzelne tragen muss. Denn wenn man seinen Teil nicht beiträgt, muss es der Rest vom Team ausbaden“, so Armin Mössinger, Leiter der Produktionsküche.
„Wir legen in der Ausbildung viel Wert auf Handwerk. Deswegen machen wir alles selbst. Und das Schneckt 🙂 man!“
Frank Gutt, Leiter der Zentral- und Ausbildungsküche
frischen Zutaten zubereitet sein.“
Über die freiwillige Feuerwehr kannte er Gerd Hinderer, Küchenmeister und Ausbilder in der Paulinenpflege. Und so entstand die Idee, dass die Paulinenpflege die Füllung herstellen könne. Tobias Maurer war sofort begeistert von der Idee. Denn so konnte nicht nur die Paulinenpflege Kunde vom Maurer sein, sondern der Maurer auch Kunde der Paulinenpflege. Eine schöne Winnender Win-win-Situation!
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