
Das Schmidener Feld ist nicht nur die Heimat von unserem Maurerkorn®, sondern auch einer der letzten verfügbaren Lebensräume für Rebhühner in Deutschland. Der Bestand dieser einst weit verbreiteten Vogelart ist in den letzten Jahrzehnten um über 90 % gesunken. Im Schmidener Feld, das einst eine Hochburg für Rebhühner war, drohten sie 2013 fast auszusterben. Der NABU Fellbach setzt sich seit vielen Jahren erfolgreich für den Schutz der Rebhühner ein, gemeinsam mit Landwirten, der Stadt, der Jägerschaft und dem Kreis.
Es summt und zwitschert auf dem Schmidener Feld an einem der ersten warmen Frühlingstage im April. Zwei Hasen jagen scheinbar sorglos über den Acker, im Gebüsch raschelt es, und am Himmel sind Feldlerchen und sogar ein Rotmilan zu sehen. Man könnte sich einfach auf eine Bank setzen und diese scheinbar intakte Welt genießen, den Tieren lauschen und die Sonne auf dem Gesicht spüren.
Auch wenn der Schein trügt und die Welt hier draußen doch nicht mehr ganz so heil ist, wie sie scheint, wollen Michael Eick, Nannette Stefan und Marita Dorst vom NABU Fellbach genau dieses Gefühl vermitteln. Sie setzen sich seit Jahren für den Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt in unserer Region ein. „Wir Menschen schützen nur, was wir kennen“, erklärt Michael Eick. „Daher ist es unsere Aufgabe, die Natur erlebbar zu machen. Durch Führungen, Vorträge und sichtbare Projekte vor Ort.“

Der NABU hat sich der Bewahrung der heimischen Flora und Fauna verschrieben, mit einem ursprünglichen Fokus auf den Vogelschutz. Heute engagiert sich der Verband auch für weitere Tiere und ökologische Themen. Ein zentraler Aspekt der NABU-Arbeit ist die Schaffung und Erhaltung von Lebensräumen für Vögel. In Fellbach sind das zum Beispiel die Feldlerche, der Gartenrotschwanz oder der Steinkauz.
Michael Eick erklärt: „Wenn man weiß, was die einzelnen Vogelarten mögen, ist es gar nicht so schwer, dafür zu sorgen, dass sie sich ansiedeln. Nehmen wir den Steinkauz: Er braucht einen Brutplatz, am besten einen hohlen Baum, eine Streuobstwiese und vielleicht noch einen Ausguckplatz, wie zum Beispiel einen Zaunpfosten. Ein schönes Beispiel ist auch der Wanderfalke. Er bevorzugt hohe Felswände. Wenn wir die Stadtkulisse von Fellbach betrachten, ist sie eigentlich nichts anderes als eine künstliche Felswand. Und da der Wanderfalke den höchsten Punkt zum Nisten bevorzugt, war nach dem Bau des Towers recht schnell klar, dass er sich dort einnisten wird. Damit er das nicht in der zukünftigen Küche tut, haben wir einen Nistkasten mit Sand und Kies aufgestellt. Zusätzlich haben wir etwas weiße Farbe auf den Kasten gekleckst, damit die Vögel denken, dass hier schonmal ein Vogelpaar gebrütet hat. Am nächsten Tag waren die Wanderfalken da.“

Die Situation des Rebhuhns im Schmidener Feld stellt den NABU jedoch vor größere Herausforderungen. Einfache Nisthilfen reichen hier nicht aus. „Das Rebhuhn braucht einen kompletten Lebensraum, um sesshaft zu werden“, so Marita Dorst. Der dramatische Rückgang der Bestände macht die prekäre Situation deutlich. Noch in den 1950er und 60er Jahren gab es hunderttausende Rebhühner in Baden-Württemberg, heute sind es weniger als 2.000 Brutpaare. Der einstige „Allerweltsvogel“ war 2013 im Schmidener Feld fast vom Aussterben bedroht. Und das, obwohl hier einst eine „Rebhuhnhochburg“ war.
In enger Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Landwirten, Jägern und Kommunen hat der NABU Fellbach daher umfassende Schutzmaßnahmen initiiert, die alle darauf abzielen, den natürlichen Lebensraum der Rebhühner wiederherzustellen. „Wir brauchen große Flächen und besonders die Vernetzung von Flächen, damit sich die Rebhühner frei bewegen können“, sagt Marita Dorst. Konkret benötigt das Rebhuhn sogenannte Blühbrachen. Das sind mindestens 15 Meter breite Flächen, auf denen kniehohes Gras und ein paar Saaten und Blumen zum Picken wachsen. Diese Flächen werden durch Blühstreifen verbunden, um ein großes Cluster zu bilden. Sie bieten zudem Schutz und wichtige Nahrung für die jungen Küken. „Wenn die Landwirte dann noch sogenannte Lichtäcker anlegen, also Getreideäcker mit einem größeren Halmabstand und auf Spritzmittel verzichten, wird das Feld zu einem wichtigen Schutzort und Nahrungsgeber für die Rebhühner. Eure Maurerkorn®-Felder sind also wichtig für die Rebhühner hier“, ergänzt Marita Dorst.

Auf den Brachflächen stellt der NABU Futtereimer auf, die mit Weizenkörnern befüllt sind, eine Spende der Hegnacher Mühle. Das gibt den Hennen genug Kraft zum Brüten. Rebhühner sind sogenannte R‑Strategen. Heißt: Sie setzen auf Reproduktion. Nur aus 75 % der insgesamt 15 Eier entwickeln sich auch Küken. Davon überlebt nach den ersten zwei Wochen nur die Hälfte. Diese hohen Verlustraten machen deutlich, wie wichtig die kontinuierliche Arbeit und Anpassung der Schutzmaßnahmen sind. Eine wichtige Schutzmaßnahme für die Bodenbrüter ist hier die Leinenpflicht von April bis Ende August.
Die kontinuierliche Arbeit und die Anpassung der Schutzmaßnahmen zeigen erste Erfolge. Die Population der Rebhühner ist in den letzten Jahren wieder angewachsen. „Das haben wir vor allem auch der guten Zusammenarbeit im Lenkungskreis zu verdanken. Nur so funktioniert Umweltschutz, wenn alle wichtigen Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen“, erklärt Michael Eick. Doch die Arbeit endet nicht an der Stadtgrenze Fellbachs. „Aktuell haben wir hier eine kleine Insel. Ziel ist es, irgendwann ein ganzes Netzwerk an Blühstreifen und Brachflächen im gesamten Rems-Murr-Kreis zu haben. Zusammen mit Tübingen haben wir schon ein Rebhuhnprojekt, das sogar aus Bundesmitteln gefördert wird“, so Eick. Und auch auf europäischer und bundesweiter Ebene ist der NABU Fellbach aktiv, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Sinne des Rebhuhns anzupassen.

Schlaurer mit Maurer
Nannette Stefan, Marita Dorst und Michael Eick haben noch praktische Tipps parat: Neben dem Einkauf regionaler Lebensmittel kann jeder auch in seinem Garten einen Beitrag leisten, etwa durch das Aufstellen von Insektenhotels, giftfreies Gärtnern, die Verwendung torffreier Erde und das Anlegen kleiner Biotope. Ganz wie beim Maurerkorn® gilt auch hier die Regel „die Natur einfach mal machen lassen“.
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