Unsere Welt ist in den letzten Jahren immer schneller und hektischer geworden. Sie ist zunehmend geprägt von Überfluss. In solchen Zeiten ist es gut, wenn man sich auf gewünschte Qualitäten verlassen kann. Unser eigener Anspruch beim Bäcker Maurer ist es, eine gleich bleibende Qualität zu liefern. Daher haben wir schon vor Jahren die „Abteilung Q“ aufgebaut.
„Q“ steht bei uns in erster Linie für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement. Wie bei James Bond, ist „Q“ auch ein Pseudonym für Entwicklung. In unserem Fall für die Entwicklung von Innovationen, wie zum Beispiel unseren Mehl-Ohne-Broten, den Sommerschorlen oder unserem Brezel&Co. Konzept. Bei der Qualitätssicherung geht es im Wesentlichen darum, Prozesse messbar zu definieren, die sicherstellen, dass alle Produkte unseren selbst gesteckten Qualitätsanforderungen gerecht werden. Unser Anspruch ist es, in allen Bäckereien und Bäckerei-Cafés zuverlässig die gewünschten Qualitäten anzubieten. Beim Bäcker Maurer werden täglich bis zu 120 verschiedene Artikel frisch hergestellt und ausgeliefert. Auf jedes einzelne Produkt müssen unsere Mitarbeiter in der Backstube aufpassen und Sorge tragen, dass die Vielzahl von definierten Prozessen exakt eingehalten werden. Das kann bei „lebenden“ Rohstoffen zu einigen Herausforderungen führen.
Ein Gespräch mit Inna Hübscher-Stengel und Mareike Meßmer aus unserer Abteilung „Q“ über Qualität, Prozesse und warum es besonders wichtig ist, immer „Ofen und ehrlich“ zu sich selbst zu sein.
REDAKTION: Frau Hübscher-Stengel, was ist Qualität für Sie?
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Für mich bedeutet Qualität, dass festgelegte Standards erfüllt werden. In erster Linie sind das Standards, die wir für jedes Produkt und jeden Arbeitsprozess selbst definieren. Also zum Beispiel für die Auswahl der Rohstoffe, die handwerkliche Verarbeitung, die Optik und den Geschmack. Aber auch Reinigungs‑, Sicherheits- und Hygienevorgaben fallen darunter. Natürlich gibt es auch externe Richtlinien im Lebensmittelbereich, die eingehalten und kontrolliert werden müssen. Für die Kunden bedeuten die Standards, dass sie in jeder unserer Bäckereien und Bäckerei-Cafés zu jeder Zeit immer die gleiche Qualität erwarten können. Ohne definierte und auch eingehaltene Anweisungen bekommt man das nicht hin.
REDAKTION: Qualität hat also auch etwas mit Verlässlichkeit zu tun?
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Auf jeden Fall! Unsere Kunden haben eine klare Vorstellung von den Produkten, die sie kaufen. Und wir wollen, dass sie sich darauf verlassen können. Das bedeutet, dass zum Beispiel eine Pizza immer exakt gleich belegt wird und die Brezeln neben ihrer Ofenfrische auch immer gleich aussehen.
REDAKTION: Frau Meßmer, jetzt sind wir gespannt, wie Sie Qualität interpretieren?
Mareike Meßmer: Tatsächlich kann man Qualität interpretieren. Unsere Aufgabe ist es jedoch, Qualitätsstandards zu definieren und reproduzierbar zu machen. Dazu haben wir unsere selbst festgelegten Qualitätskriterien. Solche Kriterien können von Bäckereibetrieb zu Bäckereibetrieb unterschiedlich sein. Wir legen beispielsweise unheimlich viel Wert auf eine sorgfältige Auswahl der Rohstoffe. Dabei ist der Faktor Regionalität und damit unser Maurerkorn® für uns ganz besonders wichtig. Wir garantieren, dass unser Maurerkorn ungespritzt ist. Das lassen wir von einem unabhängigen Institut prüfen, das auch Rückstandskontrollen für uns durchführt. Genauso wichtig ist die Herstellung unserer Brote und Backwaren nach den über Generationen weitergegeben handwerklichen Traditionen. Wir verwenden deshalb keine Backmischungen oder künstliche Hilfsmittel. Stattdessen setzen wir für all unsere Brote Vor- und Sauerteige an. Das ist aufwändiger, kostenintensiver und dauert auch länger. Aber dafür sind unsere Brote aromatischer, bekömmlicher und halten auch länger frisch. Das ist uns wichtig, denn das ist ein klarer Kundennutzen, also Qualität.
REDAKTION: Qualität beim Bäcker Maurer zieht sich also durch alle Bereiche?
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Der Sinn von Qualitätsmanagement ist gerade der, dass es keine Lücken in den Prozessen gibt. Schauen wir uns das ganze doch mal bei der Herstellung unserer Brezeln an. Die Grundlage ist die Auswahl hochwertiger Rohstoffe – an denen darf nicht gespart werden. So verwenden wir zum Beispiel auch bei all unseren süßen Stückchen und Croissants ausschließlich Markenbutter und keine einfache Margarine. Es geht weiter mit der Herstellung von Teigen nach unserer klar festgelegten Rezeptur. Hier sind die wichtigsten Kriterien die Teigtemperatur, die Knetzeiten sowie die Teigruhe- und Fermentationszeiten. Alle Parameter müssen exakt stimmen. Wie die Brezeln geschlungen werden, also wie sie aussehen sollen, legen wir ebenso fest. Auch das hat etwas Subjektives. Herr Maurer mag es zum Beispiel, wenn die Enden der Ärmchen etwas weiter über die Brezel verlaufen. Das ist für uns ein Qualitätsmerkmal und eine Unterscheidung zu anderen Bäckern. Da wir unsere Brezeln in den Filialen backfrisch verkaufen, müssen sie dafür korrekt verpackt, ausgeliefert und gelagert werden. In den Bäckereien und Bäckerei-Cafés selbst muss dann vorausschauend geplant werden. Denn für „Ofenfrische Brezeln bis Ladenschluss“ braucht es auch einen geplanten Prozess. Vor Ort müssen die Brezeln dann gelaugt, exakt nach Vorgabe eingeschnitten und zu einer echten Maurer-Brezel gebacken werden. Die letzte Qualitätskontrolle erfolgt dann durch die Verkäuferin, die den Kunden die Ware übergibt.
REDAKTION: Das klingt nach einer Menge! Und selbst hierbei handelt es sich vermutlich nur um einen Bruchteil der Parameter, die beeinflussen, dass die Brezel am Ende eine Maurer-Brezel ist. Wie stellen Sie sicher, dass alles ordnungsgemäß ausgeführt wird?
Mareike Meßmer: Wichtig für unseren Job ist es, Zielvorstellungen und Standards festzulegen und regelmäßig zu kontrollieren, ob diese eingehalten werden. Wie soll das Brot schmecken, riechen und aussehen? Welche Qualitätskriterien legen wir für die Rohstoffe und unsere Teige fest? Also zum Beispiel die Knetzeit, die Wasserzugabe oder Teigruhe. Diese Zielvorstellungen erarbeiten wir gemeinsam mit allen Unternehmensbereichen und überprüfen sie selbst oder durch externe Prüfer. Ich teste jeden Morgen zum Beispiel die Qualität unseres Sauerteigs. Dafür habe ich hier in der Backstube ein kleines Labor. Einmal im Monat findet dann unsere Brotprüfung statt. Hier kontrollieren wir zusammen mit einem externen, ausgebildeten Brotprüfer sowie einer Gruppe von Bäckern und Bäckermeistern aus allen Bereichen der Brotbackstube jedes Brot auf Optik, Form, Geruch, Geschmack und Frischhaltung. Wenn wir Handlungsbedarf sehen, passen wir auch hier unsere Parameter entsprechend an. An diesen Beispielen ist gut zu erkennen, dass in einer Bäckerei alles „lebt“. Denn was man nicht vergessen darf, ist, dass wir mit Naturprodukten arbeiten. Die Rohstoffe sind veränderlich und nicht immer gleich und haben einen hohen Einfluss auf das Endprodukt. Wenn wir neues Mehl bekommen, müssen wir die Rezepte gegebenenfalls auf die Eigenschaften hin anpassen. Tobias Maurer ist ebenfalls gerne in der Backstube, die Brotprüfung ist für ihn sogar sein eigener Pflichttermin. Wöchentlich haben wir zudem die Qualitätsbesprechung, an der alle Unternehmensbereiche, inklusive Geschäftsleitung, teilnehmen. Hierbei nehmen wir die Rolle eines Kunden ein und betrachten alle Produkte besonders kritisch und immer „Ofen und ehrlich“.
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Zusätzlich beauftragen wir in regelmäßigen Abständen externe Experten zur Eigenkontrolle. Seit vielen Jahren arbeiten wir sehr eng mit einem Lebensmittelchemiker zusammen, der sechs- bis acht mal im Jahr unangekündigte Kontrollgänge in unserem gesamten Produktionsbetrieb durchführt. Mit ihm sind wir über viele Themen in engem Austausch. Das ist für uns sehr wertvoll. Anhand der Rückmeldungen können wir auch unsere Mitarbeiter immer mehr sensibilisieren und schulen. Zudem lassen wir besonders empfindliche Produkte wie Sahneartikel oder Snacks mehrfach im Jahr mikrobiologisch analysieren.
REDAKTION: Gibt es auch Reklamationen von Kunden, die mit irgendetwas nicht so zufrieden waren?
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Ja, auch das gibt es ab und zu. Und die Beantwortung gehört auch zu unserem Aufgabengebiet. Allerdings hält sich das sehr in Grenzen. Kritik von Kunden nehmen wir uns sehr zu Herzen. Wir sind dankbar, wenn sich Kunden mit ihren Anliegen bei uns melden. Denn nur so haben wir die Möglichkeit, Missstände abzustellen und unsere Prozesse stetig zu verbessern. Wir versuchen, jede Reklamation noch am selben Tag zu beantworten und hausintern zu bearbeiten. Reklamationen werden an den entsprechenden Stellen, wo sie ihre Ursache haben, besprochen. Bei Bedarf passen wir unsere Prozesse an. So ist sichergestellt, dass aus den Reklamationen auch alle lernen. Übrigens helfen wir unseren Kunden auch gerne weiter, wenn sie Fragen zu Allergenen oder zu bestimmten Produkten haben.
REDAKTION: Im Lebensmittelbereich spielt ja auch das Thema Hygiene eine besondere Rolle. Liegt das ebenfalls in Ihrem Aufgabengebiet?
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Ja, wir kontrollieren regelmäßig, ob die Reinigungs- und Hygienevorgaben eingehalten werden. Mareike ist aktuell für die Backstube und ich für die Fachgeschäfte zuständig. Bei meinen Kontrollen achte ich besonders auf Ordnung, Hygiene und festgelegte Prozesse. Ich beanstande nicht die Krümel der täglichen Arbeit, denn die gehören in einer echten Bäckerei einfach dazu. Uns geht es eher darum, zu schauen, ob festgelegte Prozesse und Anweisungen eingehalten werden. Wir sehen die Dinge, die unsere Kollegen in der Hektik des Alltags nicht unbedingt auffallen und sensibilisieren sie dann wieder für ihre tägliche Arbeit.
Mareike Meßmer: Nachmittags, wenn alle Kollegen schon weg sind, mache ich meinen Rundgang durch die Backstube. Auch ich achte besonders auf Ordnung und Sauberkeit. Dabei halte ich nach wiederkehrenden Faktoren Ausschau. Ich komme mir zwar manchmal selbst wie die „Sauberkeitspolizei“ vor, aber im Gegensatz zum Verteilen von Strafzetteln, freue ich mich riesig, wenn monierte Stellen am nächsten Tag blitzeblank sind. Unser Job ist es, mit den Kontrollergebnissen wieder auf die Kollegen zuzugehen, Prozesse daraufhin anzupassen, Schulungen zu geben und für dieses so wichtige Thema zu sensibilisieren. Nicht umsonst bedeutet das ursprünglich aus dem Griechischen stammende Wort Hygiene so viel wie „der Gesundheit dienend“.
REDAKTION: Aktuell sind Sie zu zweit. Die Bäckerei Maurer ist doch recht groß . Mit 44 Fachgeschäften und über 500 Mitarbeitern geht Ihnen die Arbeit im Auftrag des Qualitätsmanagements sicher nicht aus. Wie stellen Sie sicher, dass jeder Mitarbeiter die notwendigen Informationen erhält?
INNA HÜBSCHER-STENGEL: Stimmt, die besten Prozesse bringen nichts, wenn sie niemand kennt und einhält. Mit den Filialen kommunizieren wir über Tablets. Über unser Intranet geben wir alle wichtigen Informationen an den Verkauf weiter. Von Back- und Herstellungsanleitungen über Produktinfos wie Allergene und Zusatzstoffe bis hin zu Hygieneschulungen. Auch das liegt in unserem Verantwortungsbereich. Wir erstellen zum Beispiel für alles Produktinfos, bei denen die Zutaten, Allergene und Besonderheiten festgehalten sind. Das hilft im Verkauf.
Mareike Meßmer: Das Wichtigste ist, dass alle Abteilungen gut zusammenarbeiten und wir offen, ehrlich und transparent miteinander kommunizieren. Wenn jedes Rädchen, so wie es soll, ineinandergreift, dann können die festgehaltenen Standards eingehalten werden. Dann stimmt unsere Qualität und dann sind auch wir zufrieden.
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